Selbst töpfern: Wie ich seit einigen Monaten töpfern lerne

Seit einigen Monaten findet man mich regelmäßig an einer vor sich her schnurrenden Töpferscheibe. Ich lerne töpfern – und ich liebe es! Hier möchte ich über das Hobby berichten, das für mich mehr als ein Hobby ist und erklären, wie mein Weg dahin aussah.

Es war irgendwann im Jahr 2022. Ich merkte schon seit einer Weile, dass mir neben meiner Arbeit im Marketing, die ich mittlerweile seit über 10 Jahren mache, etwas fehlte. Ich wusste nicht was. Aber irgendetwas fehlte. Ich nahm mir daher vor: 2023 wird ein Jahr der Praktika! Ich wollte neue Berufe kennenlernen, bei Goldschmieden, Tischlern, Steinmetzen und mehr für jeweils paar Wochen reinschauen und so idealerweise etwas finden, zu dem ich mich hingezogen fühlte.

Meine erste Station sollte die Töpferei von Fil Ceramics in Leutershausen sein. Also ging ich im Januar in den kleinen Laden in dem alten Fachwerkhaus, stellte mich vor und fragte nach einem Praktikum. Der Besitzer erklärte mir, er suche seit einer Weile Unterstützung im Marketing. Es passte!

Mitte Februar fing ich mein Praktikum in der Werkstatt an. Aus paar Wochen wurden zwei Monate, wurden mehr Monate. Mein ursprünglicher Plan, jeweils nur für einige Wochen in Berufe reinzuschauen, schien auf einmal uninteressant. Denn ich glaubte das, was mir fehlte, an dem nassen Ton auf meinen Händen und in meinem Lächeln gefunden zu haben, dass mir bei jedem ersten Dreh der Tonscheibe übers Gesicht huschte.

Bis heute ist für mich Töpfern etwas wundervolles. Es liegt so viel Ruhe und irgendeine tiefe Verbundenheit zu etwas altem darin (Töpfern ist eines der ältesten Handwerke der Menschheit), dass ich nicht anders kann als mich davon angezogen zu fühlen. Sobald ich mich an die Scheibe setze, meine Hände mit dem kalten Wasser benetze und das Pedal runterdrücke, bin ich in einer anderen Welt.

Meine Reise vom ersten Töpferei-Besuch bis zur eigenen Teeschale

In den letzten Monaten ist, aus Töpferei-Sicht, viel passiert. Auch wenn es offiziell immer noch ein Praktikum ist, fühlt es sich für mich seit einiger Zeit nach einer Ausbildung an.

Angefangen hat es aber recht einfach. In der ersten Woche tat ich nichts anderes, als viel zuzuhören, viel zu fragen und so die Arbeit aber auch die Menschen kennenzulernen. Und ich beobachtete. Sah zu wie die begabten Mitarbeiter Ton in ihre Form brachten, Glasuren auftrugen, Tassen, Vasen und mehr in den Ofen und anschließend wieder heraus zogen.

In der zweiten Woche kam der große Moment: Ich setze mich an die Töpferscheibe und fing an mit Ton zu arbeiten. Die Ergebnisse waren… unbeschreiblich :-D. Sie ähnelten der Arbeit eines Kindes, das Knete für sich entdeckt hatte und damit die ersten Formen seines Lebens erstellte. Seitdem wurde Beobachten, Fragen und Feedback sammeln zu einem wichtigen Bestandteil meines Töpferei-Alltags.

  • Warum hält Ton die Form nicht?
  • Warum löst sich der Ton beim Drehen von der Scheibe?
  • Wie viel Wasser benutze ich wann?
  • Wie schnell soll ich die Scheibe drehen?

Und so viel mehr.

Erster Zylinder auf der Drehscheibe
Einer meiner ersten auf der Töpferscheibe gedrehten Zylinder.

Einige Wochen später wurde ich mehr und mehr sicherer. Das verdankte ich einerseits der Unterstützung der Mitarbeiter, andererseits meinen vielen Recherchen auf YouTube (danke an Florian Gadsby!), Instagram und mehr.

Anfang April war es dann endlich so weit und sah voller Stolz zu, wie meine ersten von mir gedrehten Tassen sich auf den Weg Richtung offen machte. Abgesehen vom Henkel, der von einem Mitarbeiter angebracht worden war (Henkel sind echt ein Thema für sich…), waren diese Tassen tatsächlich von mir gefertigt. Ein wundervolles Gefühl.

Erste Tasse mit Glasur.
Einer meiner ersten Tasse, hier mit der zwar angebrachten aber noch nicht gebrannten Glasur.

Umso beeindruckender war es dann, als die Tassen den Ofen verließen und ich das fertige Produkt in den Händen halten durfte. Ich weiß, die Form ist grauenvoll. Für mich waren sie damals aber wunderschön.

Seitdem ging es mehr und mehr voran. Ich lernte nicht nur das Drehen an der Töpferscheibe, sondern auch das danach folgende Abdrehen, das Kümmern um meine Töpferwaren, und etwas so simples wie die Dicke des Materials richtig einzuschätzen.

Heute, fast 5 Monate später, arbeite ich an Teetassen und bin sehr gespannt, wie und ob sie gelingen werden.

Wie selbst töpfern als Hobby gelingen kann

Töpfern lernen

Du willst selbst töpfern als Hobby lernen? Wundervolle Idee!

Es gibt mehrere Wege, wie du das erreichen kannst.

Kurse besuchen

Töpfereien, Volkshochschulen und weitere bieten Kurse fürs Töpfern an. Diese gehen von Kursen für den Einstieg bis hin zu komplexeren Kursen, in denen spezielle Techniken beigebracht werden. Der Nachteil bei Kursen ist, dass die Lernzeit sehr begrenzt ist. Man hat ein paar Abende oder ein Wochenende und muss sich dann wieder einen Kurs suchen. Zum ersten Herantasten kann es aber eine gute Möglichkeit sein.

Praktikum in einer Töpferei machen

Mein Weg über das Praktikum war für mich ideal. Ich habe viel darüber gelernt und konnte so gut ein Verständnis für den Alltag eines Töpfereibetriebes gewinnen, was mit einem Kurs eher theoretisch geblieben wäre. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es einige Töpfereien gibt, die ihr Wissen gerne mit begeisterten Menschen teilen wollen.

Sich das Töpfern selbst beibringen

Es gibt einen Haufen von Personen auf Instagram, YouTube und TikTok, die Inhalte über das Töpfern teilen und es so erlauben sich selbst mit dem Thema vertraut zu machen. Der Nachteil: Es gibt kein Gegenüber, das auf Fehler hinweist oder Tipps gibt. Das dürfte für eine flachere Lernkurve sorgen.

Die passenden Werkzeuge und Geräte zum Töpfern

Hier wird es etwas schwieriger. Selbst töpfern braucht meist mehrere Maschinen und Werkzeuge, was die Kosten für die Start recht hoch macht. Ein kritisches Element ist die Töpferscheibe. Hier sollte man einen Preis ab 200 Euro erwarten. Weiteres Werkzeug (Schwämme, einen Draht zum Durchschneiden, Schablonen…) sind eher kleiner.

Der wohl teuerste Teil, will man die komplette Produktion abdecken, ist der Brennofen. Dieser kann Temperaturen über 1.200 Grad erreichen und ist damit das entscheidende Element, das aus einfachem Ton ein benutzbares Objekt macht. Ein Tipp: Einige Töpfereien erlauben es selbst gemachte Tonprodukte zum Brennen vorbeizubringen. Das kostet dann etwas, ist aber auf jeden Fall günstiger, als sich den Brennofen zu kaufen.

Ich wünsche viel Freude beim Kennenlernen der Welt des Töpferns!

PS: Dich interessiert, wie sich meine Reise mit der Töpferei weiter entwickelt? Ich werde vermutlich dann und wann hier davon berichten, aktueller und regelmäßig gepflegt ist aber mein Instagram-Profil. Schau gern vorbei 🙂

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