Klassische Gitarre lernen – meine Tipps nach über 10 Jahren spielen

Über 4 Jahr lernte ich klassische Gitarre an einer Musikschule. Wow, das ist schon so lange her. In diesem Artikel möchte ich euch in das Thema „klassische Gitarre lernen“ mitnehmen.

Warum „klassische“ Gitarre?

Ich vermute es gibt wenige Musikinstrumente, die in so vielen Genres unterwegs sind, wie die Gitarre. Es gibt die Elektro-Gitarre, Western-Gitarren, Bass-Gitarren und die Konzertgitarre. Aus meiner Sicht unterscheiden sich diese Gitarrenarten recht stark. Da ich vor allem mit der klassischen Gitarre Erfahrung gesammelt habe, will ich darüber schreiben.

Was ist klassische Gitarre?

Beim Spielen der klassischen Gitarre geht es weniger um die bekannten Akkorde, die jeder mal eben an einem Abend am Lagerfeuer lernt. Sondern es geht darum nach Noten zu spielen. Das kann z.B. so aussehen:

Ihr seht: Es geht weniger darum einen Akkord nach dem anderen zu greifen und zwischendurch ein Solo zu spielen (sehr simpel gesagt), sondern größtenteils tatsächlich nach Noten zu spielen.

Klassische Gitarre kann auch eine besondere Haltung bedeuten, wie ihr in dem Video sehen konntet. Die Gitarre wird schräg gehalten, wodurch man einen wesentlich besseren Blick auf die Griffe hat und eine andere Position beim Anschlagen der Saiten einnimmt.

Indem man Noten spielt, kann man auf der klassischen Gitarre komplexe Dinge, wie in dem Video, spielen, aber auch etwas wie „Alle meine Entchen“ oder „Hänschen klein“.

Warum klassische Gitarre spielen?

Gute Frage 🙂 Vor allem wenn es um den sozialen Aspekt geht, ist das Spielen nach Akkorden wesentlich attraktiver. Man kann am erwähnten Lagerfeuer Lieder spielen, kann in einer Band mitspielen oder mit Freunden paar Lieder begleiten.

Aber klassische Gitarre ist… es ist so viel komplexer. Man kann verschiedenste Lieder, einige schon einige Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte, spielen. Schwierige Meisterwerke von bekannten Komponisten, die Finger über die Saiten und Stege fliegen lassen. Es ist etwas ganz eigenes. Etwas sehr edles, etwas sehr erhabenes.

Ich weiß, diese Argumente sind nicht wirklich logisch, aber sie beschreiben für mich am besten, warum man sich einer klassischen Gitarre zuwendet, als dem Spielen nach Akkorden.

Rein faktisch könnten aber auch folgende Punkte zutreffen:

  • Längere Lernkurve: Auch nach 4 Jahren ist man noch lange nicht am Ende angekommen.
  • Breite Auswahl: Durch die gesammelten Werke der letzten Jahrhunderte hat man Zugriff auf eine breite Palette an Liedern.
  • Gut alleine zu meistern: Das Spielen nach Akkorden ist manchmal mit einer Band verbunden. Klassische Gitarre kann man auch, verbunden mit regelmäßigem Unterricht, gut alleine lernen.

Für mich war beides vorhanden. Ich begann Akkorde zu lernen und kam dann für das Spielen nach Noten zur Musikschule. Neben den 4 Jahren spielte ich immer wieder nach Akkorden, daneben aber auch fast täglich nach Noten.

Was man braucht, um klassische Gitarre zu lernen

Brauche ich einen Gitarren-Lehrer?

Ich erinnere mich noch gut wie ich einmal versuchte mir selbst Cello beizubringen. Es war….zäh. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte, was ich wo recherchieren sollte, wie meine Haltung war und ob sie richtig war.

Ähnliche Probleme vermute ich auch, wenn man versucht sich selbst klassische Gitarre beizubringen. Es gibt Dinge (wie z.B. die Haltung der Hände und Finger, allgemeine Haltung), die man nur schwer per Video-Tutorials lernen kann. Man hat dann nämlich keinen Lehrer, der einem sagt „Nein, so sieht das nicht richtig ist. Halte deine Hand mal so“.

Ich glaube, um wirklich langfristig gut spielen zu können, braucht man einen Lehrer. Er ist es auch, der einem passende Gitarrengrößen, gute Saiten und gute erste Lehrbücher empfehlen kann und aus der Theorie Praxis macht.

Nichtsdestotrotz: Natürlich kannst du auch versuchen selbst klassische Gitarre zu lernen. Behalte aber im Hinterkopf, dass sich dann Fehler einschleichen können, die du nur schwer später wegtrainiert bekommst.

Die Gitarre

Ok, fangen wir mit dem wichtigsten an: Der Gitarre. Es ist wichtig zu verstehen, dass es bei Gitarren unterschiedliche Saiten gibt und damit auch unterschiedliche Gitarren-Bauten. Es gibt Western-Gitarren, die Stahlsaiten haben. Diese Stahlsaiten brauchen eine höhere Spannung, weswegen Westerngitarren entsprechend stabiler gebaut sind.

Zum klassische Gitarre lernen benötigt man aber Nylonsaiten, die auf eine Konzertgitarre kommen.

Wichtig: Man sollte keinesfalls hingehen und auf eine Western-Gitarre Nylonsaiten aufziehen oder andersherum.

Welche Gitarre ihr kaufen solltet hängt auch von eurer Größe ab. Die Standardgröße ist 4/4. Ich habe mir vor über 10 Jahren meine Gitarre gekauft, ich glaube es war die Yamaha C40II Konzertgitarre (Affiliate-Link).

Falls ihr euch noch unsicher seid, hier die Top 3 bei Amazon (Affiliate-Links).

Vor allem wenn ihr ohne Lehrer lernt, kann es sich lohnen in ein Musikfachgeschäft zu gehen und sich dort beraten zu lassen.

Die Fußbank

Sie darf bei der klassischen Gitarre nicht fehlen: Die Fußbank. Sie hat den Zweck das linke Bein zu erhöhen, wodurch sich der Winkel der Gitarre verändert. Wie beschrieben kann man dadurch nicht nur die Finger besser sehen, sondern erhält auch eine bessere Position zum Greifen der Saiten.

Ich weiß noch, wie mein Opa mir meine erste Fußbank (die ich heute immer noch habe) gekauft hat. Er hatte ursprünglich vor mir eine zu bauen, sich aufgrund der niedrigen Preise doch dafür entschieden sie zu kaufen. Eine schöne Erinnerung.

Es ist toll, wenn die Fußbank gummiert und höhenverstellbar ist. So hat sie einen festen Stand und ihr könnt sie an eure Größe sowie die Stuhlhöhe anpassen. Ein passendes Modell gibt es z.B. hier (Affiliate-Link).

Notenständer

Beim klassische Gitarre lernen spielt die Körperhaltung eine wichtige Rolle. Ein gerader Rücken ist wichtig. Investiert daher in einen Notenständer, um die Noten nicht platt auf dem Tisch liegen zu haben und euch darüber beugen zu müssen.

Zuhause hatten wir ein Klavier, wo ich die Noten gut positionieren konnte. Einen passenden Notenständer findet ihr z.B. hier (Affiliate-Link).

Ersatzsaiten

Nylon-Saiten können reißen. Auch verlieren sie mit der Zeit ihren Klang und sollten daher dann und wann gewechselt werden. Habt immer Ersatzsaiten Zuhause.

Meine Erfahrung: Die tieferen Saiten reißen schneller, es lohnt also nicht immer komplette Sets zu kaufen.

Ich habe bislang die blauen Augustine-Saiten (Affiliate-Link) gewählt. Ich vermute aber, es gibt auch einige gute Marken.

Notenbücher

Ich muss zugeben ich weiß nicht, wie die aktuelle Online-Situation rund um Noten ist. Ich fand es immer sehr angenehm ein Buch zu haben, da man sich hier auch mal Notizen machen kann und frei von elektronischen Geräten üben kann.

Ich hab damals angefangen mit „Die neue Gitarrenschule“ (Affiliate-Link). Davon gibt es auch einen zweiten Band (Affiliate-Link).

Später habe ich dann weitergemacht mit „Die 44 wichtigsten Gitarrenetüden für die Mittelstufe“ (Affiliate-Link). Zuletzt hatte ich „La Guitarra Argentina“ (Affiliate-Link), wovon ich aber wenig gelernt habe.

Empfehlenswert ist es ein Buch zu wählen, dass mit CD, einem Download-Code der gespielten Stücke oder ähnlich kommt. Meiner Erfahrung nach, ist es, auch wenn man Noten lesen kann, leichter ein Stück zu spielen, wenn man es einmal „richtig“ gehört auch – auch wegen Pausen, Lautstärken und ähnlichem.

Metronom & Stimmgerät

Zuletzt erwähnt sei Metronom und Stimmgerät. Ich packe beide zusammen, da man sie mittlerweile in Apps findet. Schaut euch dafür einmal im Google Play Store oder Apples App Store um.

Wer möglichst wenig Technik beim eigentlichen Üben haben will, dem würde ich ein Metronom empfehlen. Wenn ich mich nicht irre hatte ich damals dieses (Affiliate-Link). Für genaueres Einstimmen gibt es digitale Metronome.

Mit klassischer Gitarre lernen anfangen

Ok, du hast Gitarre, erste Noten und bist bereit loszulegen. Wie aber anfangen?

Wenn du zu einem Musiklehrer gehst, wird er dir alles recht gut erklären. Wenn du es selbst lernst, würde ich dir empfehlen wie folgt zu lernen:

Noten lesen

Wenn du noch keine Noten lesen kannst, ist das deine erste Aufgabe. Du musst lernen, was Noten in welcher Form bedeuten, welche Pausen was bedeuten und wie Notendarstellungen zu lesen sind.

Noten auf der Gitarre kennenlernen

Hast du Noten gelernt, musst du lernen, wo diese auf der Gitarre liegen. Es mag am Anfang verwirrend sein: Auf der Gitarre gibt es die gleichen Noten an verschiedenen Stellen. Das wird für Stücke im späteren Verlauf wichtig.

Technik lernen

Nun geht es darum die richtige Haltung zu lernen mit Fußbank, Handhaltung, Körperhaltung und mehr.

Ich fand es gut in meinen erwähnten Lernbüchern einiges über Technik gelernt zu haben. Bei den ersten Stücken steht z.B. klar beschrieben, mit welchem Finger du welche Saite anschlägst und mit welchem Finger du welche Note greifst. Wer hier falsch lernt bekommt im späteren Verlauf, wenn Stücke komplexer und schneller werden, Probleme.

Erste Stücke beginnen

Du kannst dich nun an die ersten Stücke machen!

Mir hat es sehr geholfen die Tonleiter auf der Gitarre hoch und runter zu spielen. Das ist auch das erste was ich tue, wenn ich heute die Gitarre in die Hand bekomme. Dieses Training übt deine Finger sich an die Standard-Positionen zu gewöhnen. Achte auch hier auf die richtige Technik (Anordnung der Finger).

Los geht’s mit klassischer Gitarre!

Ich könnte noch einiges über klassische Gitarre schreiben. Aber ich denke das wichtigste ist für den Start gesagt. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg mit dem Lernen!

Update November 2021: Nach mehreren Jahren Pause fange ich wieder an Gitarre zu spielen

Ich glaube es waren mehrere Jahre, in denen meine Gitarre in ihrer Tasche stand und nur bei seltenen Gelegenheiten rausgeholt wurde – wenn überhaupt. Und auch dann verschwand sie wieder schnell zurück in der Tasche und blieb dort eine Weile. Bis vor kurzem.

Wir sind vor einigen Monaten umgezogen. Nachdem mein Urlaub, den ich mir für den Umzug und die Renovierungsarbeiten genommen hatte, zu Ende ging, bestand mein Alltag aus aufstehen, fertig machen, arbeiten, Pause, Arbeiten an der Wohnung und bald ins Bett fallen. Nach der zweiten oder dritten Woche war für mich klar: So will ich nicht weitermachen. Ich fing wieder an mich meinen Hobbys zu widmen. Mit dabei auch Gitarre spielen.

Es war wundervoll.

Meine Finger glitten zu Beginn noch sehr verkrampft über die Saiten. Ich war aber erstaunt, an wie viele Griffe und Stücke ich mich noch erinnern konnte, obwohl ich sie jahrelang nicht mehr gespielt hatte. Schon nach etwa zwei Wochen sind meine Finger um einiges beweglicher, die Fingerkuppen haben sich wieder an die Belastung gewohnt. Ein wunderschönes Hobby, wofür ich dankbar bin es irgendwann mal gelernt zu haben.

2 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Gitarre lernen. Gut zu wissen, dass man für langfristige Erfolge am besten am Gitarrenunterricht eines Lehrers teilnimmt, da dieser weiß, wie man die Techniken am besten vermitteln kann. Ich informiere mich gerade dazu, da unsere Tochter auch sehr gerne ein Instrument spielen möchte.

  2. Bei mir war es der März 2021. Ich schiebe es teils auf „Corona“. Diese „Corona“-Zeit, in der sich so wenig bewegt hat, die einen gezwungen hat, stillzustehen, hat *in mir* etwas bewegt. So griff ich – nach sage und schreibe über 20 Jahren !!! – wieder zur Gitarre und bleibe dabei. Herrlich! Unterricht läuft gut, ich bin eifriger dabei als damals. Aber eine Westerngitarre habe ich auch, speziell für irish Folk und Co. (nach Noten).

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